Oft wird mir die Frage gestellt, ob Feigen winterhart sind. Entscheidend ist hierbei neben der richtigen Wahl der winterharten Feigensorten, auch die Art der Überwinterung. Ganz wesentlich für den Feigenanbau in Deutschland, ist aber auch die Wohngegend und geeignetes Mikroklima. Eine grobe Orientierung ob die Auspflanzung bei Ihnen Sinn ergibt, bekommen Sie über die USDA Klimazonen Karte. Hierbei sind Zone 8-9 ideal. Zone 7 ist bereits Grenzbereich für Freilandpflanzungen. Bei Zone 6 kommen sie an extrem harten Sorten und entsprechendem Winterschutz nicht vorbei. Alles darunter macht keinen Sinn mehr. Um Ihre USDA Klimazone zu ermitteln, nutzen Sie bitte die Karte USDA Klima Zonen für Deutschland (plantmaps.com)!
Meine Feigenbäume stehen in Zone 7. Wobei auch selten einmal Winter vorkommen, in denen die Temperaturen kurzzeitig unter -20 Grad fallen können. Dennoch gedeihen Feigen in unserem trockenen, nährstoffarmen märkischen Sandboden mit Abstand am besten. Die Bäume und Sträucher wachsen erheblich und tragen bereits nach kurzer Zeit große Mengen Früchte, die auch gut ausreifen. Durch die geringen Nährstoffe im Boden reifen auch junge Triebe gut aus. Daher entstehen an den Jungtrieben selten einmal kleinere Schäden. Stark gedüngte Pflanzen verlieren deutlich an Winterhärte. Dennoch bekommen meine Feigen in sehr strengen Winter einen Winterschutz. Der besteht aus etwas Laub und Stroh um den Wurzelbereich. Die Bäume selber schütze ich ausschließlich in bestimmten Situationen. Das heißt, wenn Temperaturen unter -15 Grad oder extremer Kahlfrost angesagt ist. Dann schützte ich das was möglich ist. Da meine Feigen allerdings bereits deutlich jenseits der 3 Meter Marke sind, bleibt ein Großteil ungeschützt. Glücklicherweise haben sie auch an den üngeschützen Stellen selbst bei -19 Grad noch keine relevanten Schäden erlitten.
Das größte Problem bei der Winterhärte sind sicherlich Spätfröste. Dort sterben dann alle ungeschützten Blätter bereits ab einigen Grad minus ab. Auf den Neuaustrieb und den Ertrag hat das allerdings kaum Einfluss. Im Anbau befinden sich bei mir folgende Sorten. Wobei sich unter den Wildfeigen „Ficus johannis subsp. afghanistanica“ als überhaupt nicht winterhart und „Ficus palmata Forssk. subsp. virgata Browicz“ selbst bei Jungtrieben als sehr winterhart herausgestellt haben. Daher kann ich zu diesen Sorten auch meine Erfahrungswerte beisteuern.
Ficus carica ‚Brown Turkey‘: extrem unempfindlich gegen starke Fröste, selbst bei ungeschützter Freilandpflanzung, Ernte fast durchgehend von Juni bis in den Dezember, kein Fruchtfall, Früchte groß und schmackhaft aber nicht so süß
Ficus carica ‚Dalmatie‘: bisher ohne Schäden, wächst sehr schwach und entwickelt starkes Holz, neigt stark zu Fruchtfall
Ficus carica ‚Dauphine‘: extrem unempfindlich gegen starke Fröste, Massenträger, sehr große Früchte, neigt zu Fruchtfall
Ficus carica ‚Avernakö‘: Frosthärte wie andere dänische Feigen, sehr schmackhafte Feigen
Ficus carica ‚Verdal‘: hat sich nach etlichen Frostschäden angepasst und gedeiht seit Jahren ohne neue Frostschäden, Reife sehr spät, Geschmack sehr gut
Ficus carica ‚Rouge de bordeaux‘: extrem unempfindlich gegen starke Fröste, Ernte ab Juni bis in den frühen Winter, kleine blaue Früchte von exellentem Geschmack
Ficus carica ‚Ice crystal‘: bisher nie Schäden, Pflanze ist über 4,5 Meter, neigt zu Fruchtfall
Ficus johannis subsp. afghanistanica: sehr frostempfindlich, friert schnell zurück, bisher ohne Früchte
Ficus palmata Forssk. subsp. virgata Browicz: ungeschützt bis -19 Grad trotz der dünnen Zweige ohne Schäden, wächst schnell und gesund, kleine blaue Früchte
Rouge de bordeaux und Brown Turkey sind dabei meine Favoriten. Der Ertrag ist völlig unproblematisch und kommt jährlich wie ein Uhrwerk. Die anderen Sorten reagieren teils sehr empfindlich auf starke Niederschlags- und Wetteränderungen.
Die Zusammenstellung der Winterhärtegrade erfolgt bei mir in zwei Kategorien. Ich halte Temperaturangaben für sinnlos, weil es zu viele andere Faktoren gibt, die darauf Einfluss haben. Dazu zählt neben dem Nährstoffgehalt des Bodens, dem Wuchs, der Reife der Triebe z.B. auch das Alter und die Erfahrungen der einzelnen Pflanzen. Feigenbäume reagieren schnell auf ungünstige Umweltbedingungen oder Frostschäden. Meine Verdal Feige treibt seit ein paar Jahren grundsätzlich erst nach den Eisheiligen aus, nachdem es ihre Blätter öfters im Frühjahr mal richtig gekillt hat. Das Verhalten gibt einige Rückschlüsse auf die Lernfähigkeit von Feigen. Die Pflanze spart dadurch die Spätfrost bedingte Regenerationsenergie. Ähnliches Anpassungsverhalten kann man bei vielen Pflanzen beobachten. Einer meiner Kakibäume schiebt den Blattaustrieb von Jahr zu Jahr auf einen späteren Zeitpunkt. Der Baum ist sehr stark, konnte allerdings Spätfrostbedingt noch nie fruchten. Dieses Jahr gab es bei uns mit -3 Grad und 2cm dickem Eis einen ungewöhnlich starken Spätfrost. Meine alten Feigen und der Kakibaum haben den Austrieb trotz vieler Sonnen- und Wärmestunden auf einen Termin direkt nach den Eisheilgen geschoben. Jetzt hat der Kakibaum die Möglichkeit Früchte zu entwickeln, da es keine Schäden gab.
winterharte Feigensorten
Ficus carica ‚Brown Turkey‘: Große violett-braune Früchte, USDA Winterhärtezone 7-9
Ficus carica ‚Champagne‘: mittelgroße Früchte, Hautfarbe: gelb, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus carica ‚Celeste‘: große Früchte, Hautfarbe: braun, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus carica ‚Dalmatie‘: große grüne Früchte, frühe Reife, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus carica ‚Dauphine‘: Herkunftsland: Frankreich, große Früchte, Hautfarbe: bernstein-rosa, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus carica ‚Improved Brown Turkey‘: Große violett-braune Früchte, USDA Winterhärtezone 7-9
Ficus carica ‘Nero’ : Hautfarbe: schwarz-violette, sehr guter Geschmack, USDA Winterhärtezone 7-9
Ficus carica ‘Rouge de Bordeaux’: kleine blaue Früchte, sehr wohlschmeckend, frühe Reife, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus carica ‘Salem Dark’, syn.: syrische dunkle Fruchtfeige, Herkunftsland: Syrien, USDA Winterhärtezone 7-8
Ficus carica ‘Hunt’ : Große violett-braune Früchte, USDA Winterhärtezone 7-10
Ficus johannis ‘Digitata’: Fruchtbildende Johannisfeige, kleine dunkle Früchte, USDA Winterhärtezone 7-9
Extrem winterharte Sorten
Ficus carica ‘Ali Pascha’ : Syn.: Michurinska-10, Herkunftsland: Bulgarien, Hautfarbe: violett, Fruchtfleisch rot, USDA Winterhärtezone 6-9
Ficus carica ‚Hardy Chicago‘: golfball große Früchte, Hautfarbe: schwarz-weinrot, USDA Winterhärtezone 6-8
Ficus carica ‘Montana Nera’ : schwarze Bergfeige aus der Schweiz, USDA Winterhärtezone 6-9
Ficus carica ‘Olympian’ : Hautfarbe: purpurfarben, Fruchtfleisch rot, USDA Winterhärtezone 6-9
Ficus carica ‚Violette de Bordeaux‘: klein bis mittelgroße Früchte, Hautfarbe: schwarz-lila, USDA Winterhärtezone 5-10
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