Im Winter 20/21 gab es an vielen Feigen Winterschäden. So ist diesen Winter erstmalig auch bei mir fast eine schöne Feige erfroren, die eingige Jahre früher bereits minus 19 Grad Celsius erfolgreich gemeistert hatte. Der Winter 2020/21 hatte es in sich. Nach anfänglichen gemäßigten Temperaturen bis in den Dezember hinein, viel das Thermometer im Umland von Berlin dann bis auf ein Minimum von unter minus 16 Grad Celsius. Das für meine Region ungewöhnliche, war jedoch ein fast 10 tägiger Dauerfrost mit Nachttemperaturen immer unter -10 Grad Celsius. Das hat meinen exotischen Pflanzen einiges abverlangt. Sämtliche Opuntien sind trotz Schutz vollständig erfroren. Ausgepflanzte winterharte Agaven haben sich auch verabschiedet.
Ein interessantes und so nicht erwartetes Bild haben meine Feigen abgegeben. In der Zahl sind bei mir zur Zeit 19 Feigenbäume und Büsche ausgepflanzt. Soweit möglich war, wurde der Wurzelbereich nach Ankündigung der ungünstigen Wettersituation notdürftig mit Hühnermist und Schnee geschützt. Weitere Schutzmaßnahmen habe ich nicht vorgenommen. Auch auf Grund der Größe einiger Exemplare von über 4 Meter war das auch kaum noch möglich. Das gute vorweg, alle ausgepflanzten Ficus carica Sorten haben den Winter überlebt. Ein besonders schöner frei stehender Busch mit über 3 Meter Höhe ist bis auf etwa einen Meter abgefroren, obwohl die Äste durchaus schon eine ordentliche Dicke aufwiesen.
Die selbe Sorte hat nur 3 Meter entfernt, mit ungeschütztem Wurzelbereich und jungen dünnen Ästen gar keine Schäden entwickelt.
Ein ähnliches Bild war auch bei anderen Sorten zu sehen. Die als robust geltende Brown Turkey hat im Kronengerüst bei mir das erste Mal Schäden gezeigt. Dieser Baum auch freistehend und auf Grund der Krone schlecht zu schützen.
Andere frei stehende kleine Büsche die auf Grund der Form nicht geschützt werden konnten, hatten ebenfalls gar keine Schadstellen entwickelt, obwohl ich mit Totalverlust gerechnet hatte. Im obersten Beitragsbild sieht man eine meiner ausgepflanzten Ronde de Bordeaux die neben ihren herrlichen Früchten auch ihrer großen Winterhärte alle Ehre gemacht haben. Während sich andere Pflanzen erst erholen müssen, ist diese bereits unbeeindruckt im Fruchtertrag. Diese Pflanze steht auf sehr schlechtem und nährstoffarmen Boden.
Insgesamt bot sich auf Grund der Vielfalt an Sorten, Alter und Wuchs der Pflanzen ein ganz interessantes Bild zum Thema Überwinterung.
1. Nährstoffproblem
Erstens und das ist der hauptsächliche Punkt der sich ganz offensichtlich als der wichtigste Einflussfaktor bei den Winterschäden erwiesen hat, ist der Nährstoffgehalt des Bodens. Denn überall dort, wo es bei den einzelnen Feigenpflanzen in der Vergangenheit zu einem starken Wachstum auf Grund guter oder sehr guter Nährstoffversorgung im Boden kam, gab es Schäden. Junges und altes Holz zeigten dabei keinen Unterschied! Schlecht versorgte Pflanzen reagierten auf die Kälte schadenfrei. Das Phänomen war dabei durchweg auch bei anderen exotischen und nicht so exotischen Pflanzen zu beobachten.
2. Wenig Unterschied bei den einzelnen Sorten
Sorten bedingte Unterschiede in der Winterhärte waren nicht in dem Maße zu registrieren wie ich es eigentlich erwartet hatte und bildeten nicht den wesentlichen Einflussfaktor diesen Winter. Ungeeignete Sorten mit ungünstiger Winterhärte blieben von den Winterfolgen verschont und andere vermeintlich winterharte Sorten schnitten weniger gut ab.
3. Standortwahl
Feigen an meiner warmen Südwand waren im Vergleich zu meinen freistehenden Sorten nicht übermäßig begünstigt. Hier hätte ich mir einen wesentlich größeren Effekt erwartet. Nur die Äste die besonders nahe der warmen Hauswand wachsen waren vom Wettergeschehen gänzlich unbeeindruckt.
4. Winterschutz
Erstaunt hat mich wieder einmal, das Winterschutz bei Feigen mehr Schaden als nützen können. Ein Erfahrung die ich vor vielen Jahren schon mit Totalverlust bezahlen musste. Da leider auf einer Vielzahl von Webseiten und Videobeiträgen Überwinterungsformen mit Laub, einpacken u.s.w. angepriesen werden, die gerade bei dieser Pflanzenspezies zu einem schnellem absterben führt. Konkret führen die meisten Methoden falsch und zu lange angewendet zum aufplatzen der Rinde und damit zum Exitus.
5. Erziehung der Pflanzen und Schnitt
Als günstigstes Erziehungsform bei Ficus carica für winterkalte Regionen gilt die Buschform. Das ist für den Wiederaustrieb einer runtergefrorenen Feige auch richtig, allerdings treibt auch ein Baum von unten wieder aus. Einen großen Busch bei extremen Winterwetter zu schützen ist sowieso kaum vernünftig möglich. Den Stamm eines Baums kann ich dagegen sehr einfach mit Vlies und einem Heizdraht schützen. Dadurch spielt es auch kaum eine Rolle wie extrem kalt es letztendlich wird. Die Krone lässt sich dagegen ebenso wie ein Busch nur noch bedingt schützen. Diese kann sich aber ebenso schnell wieder regenerieren, wenn der Stamm bis oben noch intakt ist. Der Winter hat mir jedenfalls gezeigt, das sich Baumformen z.B. als Hochstamm doch deutlich effektiver und einfacher schützen lassen als Büsche.
Nach mehr als 20 Jahren gärtnern mit exotischen Pflanzen war das wieder einmal eine interessante Erfahrung. Auf Feigen bezogen bedeutet das nichts neues. Diese Pflanzen sind Überlebenskünstler die an großen Mangel angepasst sind. Ein zu viel an Nährstoffen bedeutet weniger an Früchten, weniger an Fruchtgeschmack und vor allem auch massive Einschränkungen an Winterhärte, ganz egal um welche Sorte es sich dabei handelt.
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