Im späten Frühjahr werden oft Schäden durch den ungleichen Holzbohrer sichtbar. Wie Sie ihn bekämpfen können und somit Apfelbäume, Pflaumen, Pfirsichbäume, Indianerbananen und andere Pflanzen vor diesem Schädling schützen, erfahren sie jetzt.
Vor etlichen Jahren machte ich eine unschöne Erfahrung im Garten. Eine bereits 7 jährige Indianerbanane der Sorte Prima, für viel Geld erworben, hatte wunderschön geblüht und setzte endlich erste Früchte an. Während die Früchte langsam größer wurden, stellte ich ein abruptes absterben von einzelnen Ästen fest. Zu Beginn machte sich das nur durch vertrocknende Blätter bemerkbar. Dann verbreitete sich die Krankheit rasend schnell im Baum und führte innerhalb weniger Tage zum kompletten absterben der Veredelung, samt Stamm. Da ich dieses Schadbild so nicht kannte, reagierte ich in meiner Not damit, denn Wurzelbereich reichlich mit Schädlingsbekämpfungsmittel zu wässern und die Pflanze damit einzusprühen.
Leider war der Aufwand völlig umsonst. (Zur Anmerkung: In der Regel nutze ich keine derartigen Gifte. Da die Pflanze aber sehr wertvoll war und ich keine Bekämpfungsmethode dagegen kannte, viel mir einfach nichts mehr ein.) Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, womit ich es eigentlich zu tun hatte. Da die Indianerbanane allerdings nicht mehr austrieb und auch gießen nicht weiter half, machte ich mich auf die Suche nach dem Problem. Dazu Schnitt ich die abgestorbene Pflanze zunächst ab und schnitt das Holz in kurze kleine Scheiben. Dabei entdeckte ich, ein nur etwa 1 mm kleines kaum sichtbares Loch im Stamm, in dem sich etwas zu bewegen schien. Und tatsächlich, wenn ich mich vom Stamm abwendete steckte etwas winziges schwarzes seinen Kopf aus dem Loch. Sobald ich jedoch wieder näher kam, verschwand es genauso schnell auch wieder. Ich öffnete also das Loch und fand neben besagten Insekt auch eine kleine aber tiefe Aushöhlung im Stamm. Zudem stellte ich beim schneiden und öffnen des Stamms fest, das der gesamte Saftstrom in der Pflanze zum erliegen gekommen war. Offensichtlich hatte der winzige Käfer irgendetwas im Stamm geschädigt, das gleich die ganze Pflanze abtötete. Was das so genau war und um was es sich bei dem kaum sichtbaren Käfer eigentlich handelte, war mir hier noch nicht ganz klar. Das sollte sich erst im folgenden Jahr herausstellen.
Durch diesen Fehlschlag war mir die Lust am Obstbau im Garten etwas vergangen. Die Pflanze war jung und gesund und konnte trotzdem so schnell abgetötet werden. Was ich noch nicht wusste, das Trauerspiel hatte seinen Höhepunkt noch gar nicht erreicht. Das Ereignis verdrängent, erfreute ich mich im darauf folgenden Jahr wieder meiner herrlichen Obstblüte. Bis, ja bis das schon wieder losging. Gerade als mein etwas älterer und überreich tragender wunderschöner Mispelbaum in voller Blühte stand, verfärbten sich binnen weniger Tage alle Blüten in braun, und die jungen grünen Blätter plötzlich in gelb. Die selbe wundersame Verwandlung vollführte gerade auch eine schöne Nashibirne. Ein kurzer Blick den Stamm absuchend genügte um die Ursache ausfindig zu machen. Leider waren es diesmal erheblich mehr Löcher als das Jahr davor. Ich pinselte Baumwachs, besorgte mir eine Sprühmittel von einem befreundeten Gartenfreund um der Situation wieder habhaft zu werden. Leider war das Unterfangen wieder erfolglos. Nach ein paar Wochen konnten die Bäume nur noch entsorgt werden. Das Ungeziefer im Stamm wurde jedenfalls mittels eines Drahtes von mir, vorher mechanisch beseitigt. Denn wo kein Saftstrom mehr ist, kann ja auch kein Gift über die Wurzeln gezogen werden. Und durch die Minilöcher kam ich auch mit der Spritze nicht.
Jetzt war jedenfalls der Punkt erreicht, wo ich 2 Jahrzehnte nach intensivem Gärtnern die Lust verloren hatte. Denn was sollte man da schon noch tun? Auch das Internet half hier nichts. Es gab unzählige Insekten die in etwa so, wie das winzige kchwarze Käferlein aussahen.
Dem Verursacher der Schadbildes auf der Spur
Durch Zufall erzählte ich im Herbst, während eines Gesprächs mit einem Mitarbeiter im botanischen Garten davon. Wie ich erfuhr, stellte dieses Schadbild ein ebenso großes Problem für die Bäume im Botanischen Garten dar. Hier erfuhr ich, nicht nur vom absterben zahlreicher seltener schöner Pflanzen, sondern endlich auch den Namen des Schädlings. Ungleicher Holzbohrer, so ist der Name meines neuen unliebsamen Gartenbewohners, lateinisch auch Xyleborus dispar. Na, das war doch schon mal etwas. Kurzerhand lass ich neben meinen Büchern auch alles was es im Internet dazu gab. Leider waren die Informationen vor 10 Jahren noch sehr überschaulich. Ein Bohrkäfer sei es, der seine Eier in die von ihm gebauten Gänge legt und dort irgendeinen Pilz züchtet, von dem sich dann seine Brut ernährte. Der Pilz zerstört den Saftstrom und die Pflanze stirbt ab. Das war es, was ich in etwa darüber in Erfahrung bringen konnte. Dabei war von besonderen Interesse, warum der Bohrkäfer eigentlich auch auf junge und gesunde Bäume geht. Dazu musste ich mich erst einmal mit dem Saftstrom der Bäume näher beschäftigen. So gelangte ich zu dem Schluss das es aus bestimmten Faktoren zum Ungleichgewicht des selbigen kommen musste wenn bestimmte Bedingungen gegeben waren. Während des Ungleichgewichtes kommt es bei dem zuckerhaltigen Pflanzensaft zur Gärung. Dabei entsteht Alkohol. Der Alkohol lockt auf Grund seines typischen Geruchs verschiedene Insekten an. Unglücklicher Weise auch den ungleichen Holzbohrer, der daraufhin anfängt seine Löcher in das Holz zu arbeiten.
So lässt sich der ungleiche Holzbohrer bekämpfen
Dieser Mechanismus bot sich offensichtlich auch an, um den Käfer auszutricksen. Denn wenn man die Holzbohrer mittels Alkohol von den Bäumen weglockt, kann man sie so auch bekämpfen. Gesagt getan, baute ich mir hierzu eine Falle mit einem Fangbehälter in Form einer Plastikflasche in die ich ein paar Löcher schnitt und Brennspiritus einfüllte. Ein paar davon hängte ich mir im darauffolgenden Jahr in den Garten. Da das Schadbild vom ungleichen Holzbohrer so früh auftrat, mussten die Fallen auch entsprechend früh aufgehangen werden. Bereits im März füllte ich die Behälter mit einer Spiritus/Wasser Mischung. Das Wasser nutze ich als Verdünner, da der Alkohol im Spiritus so schnell verdunstet. Im April/Mai schwammen dann tatsächlich die ersten Bohrkäfer in meinen Fangbehältern. Leider hängte ich einen dieser Behälter direkt in eine Baumkrone. Das führte nicht nur zum fangen den Schadinsekten, sondern auch zum Befall ringsum die Falle. Daher muss immer abseits der eigentlichen Bäume aufgehangen werden. Immerhin blieb ich die nächsten Jahre von weiterem Baumsterben verschont und die Fallen waren voll. Das zeigte ein ausreichende Wirkung der Spiritusfallen.
Dennoch entdeckte ich in den letzten Jahren eine neue Art meiner Falle, kombiniert mit einer Rottafel, die durch die (Rechtlicher Hinweis: Achtung, die Webseite enthält Werbung. Ich bin bei dieser Firma nur Kunde und kein Werbepartner!) Firma Temmen GmbH vertrieben wird. Der Aufbau der Fallen ist meinen sehr ähnlich, nur sind diese um Rottafeln mit Insektenleim erweitert. Zu den Fallen gab es dann gleich noch eine schöne Beschreibung dazu, die ich mir Jahre davor erst selber erarbeiten musste.
Um die Wirkung der Rottafeln zu testen, bestellte ich mir ein paar dieser erweiterten Bohrkäferfallen. Bereits im ersten Jahr zeigte sich, das diese meinen überlegen waren. Denn jetzt fing ich erheblich mehr dieser Schadinsekten. Der einzige Punkt der etwas negativ auffiel, besteht darin, daß sich teilweise auch andere Insekten wie kleine Spinnen und hauptsächlich Mücken darin verfangen. Das aber nur in sehr geringer Stückzahl. Da ich mit den Rottafeln und den Schraubbehältern sehr zufrieden bin, nutze ich diese daher auch dauerhaft.
Auf diese Weise kann ich meine Bäume ganz gut vor dem Insekt schützen, ohne zusehen zu müssen wie ein Baum nach dem anderen abstirbt. Da dieser Käfer in Wäldern überall präsent ist, lässt er sich im eigentlich Sinne auch gar nicht vernünftig bekämpfen.
Mögliche Ursachen für den Schädlingsbefall
Stellt sich nur noch die Frage warum jetzt und nicht früher? Warum sorgt das Insekt erst die letzten Jahre für solche Schäden? Ein paar hundert Meter von mir wurden vor einigen Jahren 250 Obstbäume bestehend aus Apfelbäumen und Pflaumenbäumen gesetzt. Mindestens 35% dieser Bäume sind bereits Opfer des Holzbohrers geworden. Alle haben die typischen Bohrlöcher mit besagtem Schadbild. Auffällig ist, das ein angrenzendes großes Waldgebiet, aber auch der gesamte Wald von Mecklenburg bis Sachsen in den letzten Jahren massiv geschädigt wurde. Hier zeigt sich ein Waldsterben wie es gleiches selbst in der Hochzeit der Industrie und Automobilindustrie nicht gab. Die Wälder sind massiv durch Borkenkäfer und Holzbohrer geschädigt. Ganze Waldbestände sterben kurzfristig ab. Augenscheinlich spielen hier die extremen Witterungsbedingungen, gepaart mit geringen Niederschlägen, warmen Wintern und zahlreichen Spätfrösten eine große Rolle. Denn alle diese Faktoren stellen für die meisten eingebürgerten Pflanzen massiven Stress dar. Ohne Wasser, kein Immunsystem. Die Bäume können sich ohne Saft nicht gegen einfallende Insekten wehren. Warme Winter bedingen geringe Winterruhe von Obstbäumen. Viele Spätfröste führen zum Saftstau im Gehölz der Pflanzen. Dadurch kommt es zur Umwandlung von gespeicherter Stärke(Zucker) in Alkohol durch Gärung. Alle diese Faktoren begünstigen den Befall sonst alter oder junger gesunder Bäume durch Borkenkäfer und Holzbohrer.